SPEISEN AN DER BRANDENBURGER AUTOBAHN: VIEL FLEISCH, WENIG GESCHMACK, KEIN LäCHELN

Über Autobahnraststätten wird gerne und viel gemeckert. Aber: Es gibt auch positive Entwicklungen, zum Beispiel was die Architektur dieser anonymen Orte angeht. In der Raststätte Jägerheim an der A1 etwa sitzt man wie in einer Waldhütte am gemauerten Kamin. Oder die Raststätte Dammer Berge, bei der man direkt über der Autobahn thront und von oben auf den Verkehr schaut.

Richtig außergewöhnlich wird’s an der Rastanlage Evendorf an der A7, die architektonisch wirklich spektakulär daherkommt. Vor den Toren Hamburgs gibt es dort in einem futuristisch anmutenden Bau auch ein Hotel, einen Shop mit regionalen Produkten aus der Lüneburger Heide, Restaurant, Hausbrauerei und einen E-Ladepark.

Dass man auch mit relativ einfachen baulichen Mitteln eine beeindruckende Raststätte bauen kann, bewiesen schon die West-Berliner zu Mauerzeiten mit dem Bau der kreisrunden Raststätte Dreilinden, die lange leer stand und vor einem Jahr vom Autohaus König erworben wurde.

Die Raststätte Buckowsee an der A11 ist dagegen eine Autobahnraststätte, die eher dem Durchschnitt entspricht. Sie liegt 50 Kilometer nördlich von Berlin und gehört zu Total und nicht zum Konzern Tank & Rast, dem die meisten der mehr als 400 Autobahnraststätten in Deutschland gehören. Wie alle Autobahnraststätten ist sie rund um die Uhr geöffnet, es ist also kein Problem, nachts um 3 Uhr hier warm zu essen.

Architektonisch lohnt es sich nicht, viele Worte über das Gebäude zu verlieren, das ja extra als Restaurant gebaut wurde. Die beiden Räume, in denen die Tische stehen, haben großflächige Glasfronten. Doch blickt man von dort nicht in Richtung der wunderbaren Natur des Biosphärenreservats Schorfheide, sondern auf einen „Kinderspielplatz“, der im Wesentlichen aus einer Wippe besteht, die von hohen Gitterzäunen umgeben ist. Das wirkt dermaßen trist, dass man sich lieber wieder dem Innenraum zuwendet.

Drinnen ist das Gebäude aufgeteilt in Laden, Toilette und Restaurant. Die Einrichtung ist lieblos; man sitzt zwar bequem, aber Dinge wie Pflanzen, Bilder oder sonstige Deko sucht das Auge vergebens. Das Essen bestellt man an einer halbrunden Theke, an der man einige Zutaten sehen kann und Eintöpfe warmgehalten werden.

Bekanntlich setzt der erste Satz, die Begrüßung, in jedem Restaurant den Ton. Auf die Frage, ob eine Speisekarte da wäre, kommt von der Angestellten die Antwort, dass doch alles auf den Aushängen zu sehen sei, die zum Teil neben den Schüsseln, zum Teil oben an der Wand hängen. Der Ton der Antwort ist genervt, als ob der Fragende nicht lesen könne und sinnlose Fragen stellt. Ein Lächeln ist nicht im Preis enthalten.

Die Auswahl erstreckt sich von Panini Schinken-Käse und asiatischer Frühlingsrolle über Schweineschnitzel Jäger Art, Krakauer mit Pommes Frites, Frikadelle, Riesenbockwurst, Wiener mit Brötchen, Rindergulasch mit Nudeln, Currywurst mit Pommes oder Soljanka bis zum Bohneneintopf mit Brötchen.

Den Verdacht, es werde mit vorbereiteten Lebensmitteln gearbeitet, bestätigt Cornelia Schulze von Circlekeur, die für das Restaurant zuständig ist. „Wir haben uns für ein Convenience-Konzept entschieden. Das hat für unsere Partner den Vorteil, dass sie auch mit weniger Personalaufwand vollwertige Speisen anbieten können“, führt sie aus.

Ich entscheide mich für das exotisch klingende Gericht „Funky Fries Greek Style“, das laut Aushang „neu“ sein soll. Die Bedienung bringt es an den Tisch, weitere Kunden sind am Nachmittag gerade nicht da. In einem weißen Suppenteller befindet sich eine reichliche Portion frittierter Kartoffelstäbchen, die TK-Ware sein dürften. Da kann man nicht viel falsch machen.

Umgeben sind die Fritten von einer Art Hähnchen-Dönerfleisch, das nach billiger Industrieware schmeckt und wohl in der Mikrowelle heiß gemacht wurde. Vollends ungenießbar wird diese Kombination jedoch durch die „Greek Style“-Tsatsiki-Soße. Diese fettige, weiße Paste schmeckt so, als ob auch hier die billigste Convenience-Ware zum Zuge gekommen wäre, und ich möchte lieber nicht wissen, welche chemischen Zusatzstoffe sie genau enthält.

Meine griechische Freundin rührt ihr Tsatsiki mit gutem griechischem Joghurt, Olivenöl, Salz, frisch geraspelter Gurke und frisch geraspeltem Knoblauch an – von alledem war in der Raststätten-Soße nichts zu spüren. Garniert war das Gericht mit Röstzwiebeln und frischer roter Zwiebel, was zur Rettung auch nichts mehr beitrug.

Abgesehen davon, dass fast alle Gerichte völlig unzeitgemäß mit Fleisch daherkommen, gäbe es so schöne Möglichkeiten, regionale, preisgünstige Gerichte für alle Geschmäcker anzubieten. Ich denke da nur an das Lausitzer Traditionsgericht Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl, das nun wirklich keine großen Kochkünste erfordert. Mit dem Standard der Gerichte, die in Buckowsee auf der Karte stehen, offenbart sich die deutsche Küche für Gäste aus dem Ausland als fantasielos und langweilig und ist sicher kein Aushängeschild für eine Region, die kulinarisch weit mehr zu bieten hat.

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