Für die veganen koreanischen Bowls der Opernsängerin Sun Seo stehen Leute im Oeder Weg in Frankfurt Schlange.
Frankfurt - Einen Sitzplatz auf den kleinen Holzbänken vor dem Sunbap, dem veganen koreanischen Imbiss auf dem Oeder Weg, zu bekommen, ist schwer: Denn seit Sun Seo, die eigentlich Opernsängerin und Musicaldarstellerin ist, hier aus dem kleinen Laden heraus ihr hausgemachtes Essen verkauft, stehen die Menschen mittags Schlange. Ihr beliebtestes Gericht, „ihr Signature Food“, wie sie sagt, ist die Dubu Kimchi Bowl (9,50 Euro): 50 davon habe sie am Vortag innerhalb von nur 90 Minuten verkauft.
Statt wie beim mit Hackfleisch und Spiegelei servierten Klassiker Bibimbap verwendet sie glasierten Tofu. Dazu eben Kimchi (fermentierter Chinakohl), Brokkoli, Aubergine, Weißkraut, vegane Majo, eine koreanische Chilisoße und eine Soße auf Sojabasis (beide hausgemacht). „Den Schärfegrad passe ich den Wünschen der Kunden an.“ Alle Zutaten seien natürlich, Geschmacksverstärker benutzt sie nicht.
Wie aber kommt eine Opernsängerin darauf, für andere zu kochen? „Die koreanische Küche ist in Deutschland immer noch nicht so bekannt wie japanisches oder thailändisches Essen“, sagt Sun Seo. „Ich möchte das Essen aus meinem Heimatland auch hier populär machen. Es ist supergesund und sehr lecker.“ Zudem sei sie die Erste, die in Frankfurt eine ausschließlich vegane koreanische Küche anbietet. „Ich selbst esse Fleisch, aber ich kenne viele, die gerne koreanisch essen, aber vegan leben.“
Foto © Monika Müller
Selbst Menschen, die Tofu bislang nicht mochten, habe sie auf den Geschmack gebracht. In sechs aufwendigen Schritten bereite sie es zu, das Rezept sei aber geheim.
Das Kochen spielte lange keine Rolle in Seos Leben: In Seoul geboren und aufgewachsen, studiert sie traditionellen koreanischen Operngesang (Pansori). „Aber ich war immer neugierig, wollte die Welt kennenlernen und unbedingt nach Europa.“
In England besucht sie eine Sprachschule. Später tritt sie in Berlin und Frankfurt als Opernsängerin auf. „Und so habe ich mich in Deutschland verliebt.“ Aber zunächst schließt sie in Korea ihr Studium ab, am Prinzenregententheater in München besucht sie eine Masterclass als Musicaldarstellerin, geht nach New York, tritt dort im Musical „The King & I“ auf. Auch im Kodak Theatre in Los Angeles, dem Ort der Oscarverleihungen, steht sie auf der Bühne. Zwei Jahre lebt sie im brasilianischen Manaus, wo sie einen Popsong Contest gewinnt. Das erzählt sie so zwischendurch und zeigt Fotos auf ihrem Smartphone.
„Erst als ich im Ausland lebte, habe ich angefangen für meine internationalen Künstlerfreunde zu kochen“, sagt Seo. Das sei sehr gut angekommen – und sie merkte, wie sehr sie neben dem Singen auch das Kochen liebt.
Als Seo in Zürich lebt, gibt sie Kochkurse und verkauft auf Festen koreanische Gerichte, Von da an überlegt sie, das auszuweiten. Seit vier Jahren lebt Seo jetzt mit ihrem Mann und ihren gemeinsamen drei Kindern in Frankfurt, „dem Herz von Europa“, wie sie sagt. Einmal wöchentlich unterrichtet sie im koreanischen Kulturzentrum in Sachsenhausen traditionellen Gesang. „Die meisten meiner Schülerinnen sind Koreanerinnen, die in den 70er Jahren als Krankenschwestern nach Deutschland kamen. Eine Schülerin ist 70, und sie macht für mich das Kimchi. Vegan, normalerweise wird es mit Fischsoße gemacht.“ Das gibt es auch im Glas zum Mitnehmen (6 Euro). Wie Kaffeespezialitäten und Bananenbrot, Alles vegan.
Foto © Privat
Seit Oktober hat Seo den Laden gemietet, bis Ende März ist sie dort. Für die Sommermonate zieht das „Purple Açaí“ ein, Sun Seo ist im Oktober zurück. Aber auch zwischendrin wird sie kochen, macht das Catering für Firmen und private Feiern. „Außerdem wird es im Sommer ein Pop-up-Event mit ,Enamor‘, einer Kolumbianerin, geben.“
Momentan sucht Seo eine Küche, in der sie in Zukunft kochen kann. Ihr Langzeittraum: „Eine Sunbap-Kette aufzubauen. Und ein Restaurant mit einer Bühne, auf der meine Künstler-Freunde, meine Kunden und ich auftreten können.“(Kathrin Rosendorff)
Sunbap, Oeder Weg 63, Öffnungszeiten So bis Do 12 bis 16 Uhr. Alle Infos auf Instagram: sunbapfrankfurt
Ein neues Restaurant öffnet im Traditionslokal „Heck Meck“ in der Friesengasse in Frankfurt. Stammgäste befürchten, dass mit dem Wechsel ein Stück Nachbarschaft verloren geht.
2023-03-17T18:12:53Z dg43tfdfdgfd