KULINARISCHE ABENTEUER: SPEZIALITäTEN AUS ALLER WELT ERFORDERN MUT AM EXPERIMENTIEREN

Kulinarische Abenteuer: Spezialitäten aus aller Welt erfordern Mut am Experimentieren

Andere Länder, andere Essgewohnheiten: vom Hahnhoden-Gulasch bis zu frittierten Skorpionen – manche Gerichte sind außergewöhnlich, wenn nicht zu sagen kurios.

Die Welt entdecken geht auch anders, kulinarisch zum Beispiel. Hier gilt es ebenfalls: mutig sein. Abenteuerlustig. Und experimentierfreudig, denn manche kuriosen Gerichte sind alles andere als gewöhnlich – und wirken auf den ersten Blick nicht unbedingt magenfreundlich. Wer jedoch ein neues Land mit allen Sinnen erleben möchte, sollte es zumindest mal versuchen. Denn Kulinarik ist ein Teil der Landeskunde und sagt vieles über die Einheimischen aus: frei nach dem Motto „Zeig mir, was du isst …“ Bei manchen Spezialitäten aus aller Welt ist es jedoch ratsam, ein Sinnesorgan kurzfristig abzuschalten: die Augen. Und bei Köstlichkeiten wie dem Gammelhai erscheint auch die Nase ein wenig „überflüssig“.

Ungarisches kakashere pörkölt: Wie schmeckt bitte Gulasch aus Hahnhoden? 

Die gute Nachricht: Wenn Sie die Augen beim Kosten von kakashere pörkölt, dem pikanten ungarischen Hahnhoden-Gulasch, schließen, kommen Sie gar nicht auf diese lebenswichtigen Organe. Diese ungarische Spezialität schmeckt cremig und weich und gilt als Delikatesse. Vor allem auf ungarischen Weihnachtsmärkten wird dieses wärmende Gericht gerne gekostet. Ins Schwitzen kommt man allein beim Gedanken an die Hauptzutat. Der Rest ist eher unspektakulär: Zwiebeln, Tomaten und Paprika. 

Frittierte Skorpione bekommen Sie in China und Thailand serviert

Foto © Jair Cabrera/dpa

Auch bei dieser Spezialität, diesmal aus Asien, sollten Sie eventuell Ihr Sehorgan nicht benutzen. Und vielleicht auch das Denken kurzfristig abschalten. Denn es kostet einen eine gute Portion Überwindung, wenn ein „gefährliches” Objekt, wie ein Skorpion es ist, auf dem Teller landet. Knusprig frittiert, gehört dieses anmutige und doch etwas Angst einflößende Spinnentier in manchen chinesischen und thailändischen Regionen auf den Imbiss-Speiseplan. Keine Sorge: Der Stachel bleibt Ihnen erspart! Geschmacksrichtung? Kenner sprechen davon, dass ein Skorpion, je nach Zubereitungsart, entweder wie Chips oder wie Hummer schmeckt. 

Gebratene Schlange ist kein Aal, schmeckt aber wie einer

Überhaupt sind asiatische Völker für ihre extravaganten Essgewohnheiten bekannt. Gegessen wird vieles, was für Europäer in die Wildnis oder höchstens in ein Terrarium gehört. Wie Schlangen zum Beispiel. So wundern Sie sich nicht, wenn Sie auf einer Speisekarte eine gebratene Klapper-, Wasser- oder Würgeschlange finden: Das Schlangenfleisch gehört nämlich zu einem guten BBQ dazu. Und das nicht nur in China und Thailand, sondern auch in den USA. Wenn Sie mit geschlossenen Augen kosten, denken Sie eher an einen zarten Aal-Happen. Doch auch mit offenen Augen ist diese kuriose Spezialität durchaus genießbar, schlussendlich haben Aale rein optisch ein schlangenartiges „Auftreten”. Außerdem bedeutet Aal auf Lateinisch „Anguilla”, abgeleitet von der Verniedlichungsform anguis, was so viel wie „Schlange” bedeutet.

Tintenfische tanzen in Japan auf den Tellern

Noch ein wenig kurioser wird es mit diesem Gericht aus Japan: Odori-don, auch bekannt als Dancing Squid. Aber warum tanzt der Tintenfisch? Wer will schon ein lebendiges Tier verspeisen? Keine Sorge, der Tintenfisch ist bereits tot. Diese skurrile Spezialität, die mit Reis, Gemüse, Fischrogen und anderen Beilagen auf den Teller kommt, wird mit der Shoyo, der Sojasauce, serviert. Das darin enthaltene Natriumsalz bringt die noch aktiven Muskeln dazu, zu zucken. Makaber, aber wahr!

Einmal verfaulten Haifisch bitte! 

Aus dem Wasser in die Erde: Das ist der Weg, den der Haifisch in Island machen muss, um zu einer beliebten Delikatesse namens Hákarl zu werden. Diese wird aus dem eigentlich ungenießbaren Grönlandhai zubereitet. Damit die im Fisch enthaltenen natürlichen Gifte neutralisiert werden, wird der Fisch über Monate hinweg fermentiert. Normalerweise werden durch Fermentieren Lebensmittel lange haltbar gemacht. Bei der traditionellen Zubereitung kommt das Haifleisch für etwa 12 Wochen in eine Sand- oder Schotter-Grube und wird mit einem Stein beschwert. Danach hängt der Fisch in einer Trockenhütte. Bei diesem kuriosen Gericht ist es übrigens empfehlenswert, auf den Geruchssinn zu verzichten: Der Gammelhai riecht nämlich beißend nach Ammoniak. Einheimische lösen dieses Problem ganz einfach: mit einem (oder mehreren) Gläschen isländischen Schnaps Brennivin.

Balut: Dieses kuriose asiatische Gericht ist nichts für schwache Nerven

Ein Ei zum Frühstück gehört für Europäer einfach dazu. Aber ein ausgebrütetes Vogelei, meist von einer Ente oder einem Huhn? Dieses gilt in Vietnam, Kambodscha und Laos sowie auf den Philippinen als Delikatesse. Ab dem 14. Bruttag, wenn das Embryo gereift ist, wird das Ei etwa eine halbe Stunde lang im Wasser gekocht. Was die Wagemutigen, die es mit ihrem Gewissen vereinbaren können, geschmacklich erwartet, liegt eigentlich auf der Hand: Der Fötus schmeckt nach Huhn, das umliegende Eigelb wie gewohnt. Übrigens: Asiaten glauben, dass diese kuriose Spezialität die männliche Potenz steigert. Das ist wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen.

Meerschweinchen, gebraten und gefüllt gefällig? 

Ihr Kind hat ein Meerschweinchen als Haustier? Dann sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie bei Ihrer Peru- oder Ecuador-Reise Ihren Nachwuchs mit in einen Imbiss nehmen. Denn in diesen südamerikanischen Ländern werden Meerschweinchen als Nutztiere zu Nahrungszwecken gezüchtet – wie vermutlich bereits von den Inka praktiziert. So landen sie oft im Backofen oder auf der Pfanne. Sie werden gerne mit Salzkartoffeln und mit Kräutern gefüllt serviert.

Gegrillte Ratte: Die kuriose Spezialität ist in Kambodscha eine Delikatesse

Eine Ratte gegrillt oder als Suppenfleisch? Über Geschmäcker lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Im ländlichen Kambodscha galten diese Nagetiere sehr lange als Plage, weil sie Reisfelder plünderten. Bis eines Tages jemand entdeckte, dass das weiße, süßliche Wildfleisch nahrhaft ist und etwa wie Hasenfleisch schmeckt. So wurde daraus ein beliebter Snack, der auch noch als gesund gilt und günstig ist. Rattenfleisch wird übrigens auch in Europa verkauft. Aber keine Panik: Es handelt sich dabei nicht um Kanalratten, die sich von Abfällen ernähren. Biberratten, auch als Nutria bekannt, kommen aus einer Zucht und sind daher eine unbedenkliche Delikatesse. Halten Sie bei Ihrem nächsten Supermarktbesuch die Augen offen: Ratten gibt es nämlich auch als Konserven. Guten Appetit!

Wem Spezialitäten aus Schlangen und Ratten noch nicht skurril genug sind, der wird beim Larvenverzehr besonders geforder

Das kennt jeder, der mal Thailand besucht hat: Maden, Larven und andere „Krabbeltiere”, wohin das Auge reicht, gibt es auf jedem Markt in Bangkok. Auch wenn Engerlinge und andere Larven auch roh essbar sind, werden Sie hier vorgekocht, in Mehl gerollt und anschließend frittiert verkauft. Leicht süßlich sollen sie schmecken. Und weich. Gelobt werden vor allem die Nährwerte der Tiere, die sich sehen lassen, vor allem wegen des hohen Proteingehalts. Warum dann teure Jakobsmuscheln kaufen? 

Casu Marzu: Bei dieser kuriosen Spezialität aus Italien wird der Schafskäse samt Maden gegessen

Was wäre, wenn man den Schafskäse so lange reifen lassen würde, bis sich darin Maden bilden? Man würde ein kurioses Gericht – und eine Spezialität aus Italien (Sardinien) bekommen: Casu Marzu oder einfach „verdorbener Käse“. Kenner schwärmen: Die Maden sollen den Käse durch ihren Verdauungsprozess wunderbar cremig aromatisch machen. Alles schön und gut, wenn nur … die Maden nicht mitgegessen werden müssten. Augen zu und durch? Natürlich nicht: Wer die Tierchen nicht essen mag, kann sie vorher rauspulen, um diese schmackhafte Delikatesse völlig „fleischfrei“ zu genießen.

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