Eine süßlich-scharfe Soße umhüllt die Lieblingsknolle der Deutschen: In diesem feurigen Gericht aus günstigen Discounter-Zutaten zeigt sich die Kartoffel von ihrer besten Seite.
Bevor Sie nun einen Tab zum Googeln öffnen: »Bengalen« beschreibt heute grob das Grenzgebiet zwischen dem Osten Indiens und Bangladesch. Die Region hat eine bewegte Geschichte hinter sich, insbesondere wegen der britischen Kolonialherrscher, die die Region erst 1905 und dann noch einmal 1947 in zwei Teile zerschnitten, in einen mehrheitlich hinduistischen und einen mehrheitlich muslimischen Teil. Ein Schritt, der bis heute zu viel Diskriminierung unter den Gruppen geführt hat. Trotz aller Versuche der Teilung gibt es aber weiterhin vieles, das die Menschen westlich und östlich der Grenze eint – von der bengalischen Sprache (mit über 160 Millionen Muttersprachlern) über die Kultur bis zur Küche. Aus dieser Region stammt das heutige Gericht: Bengali Alur Dom, zu Deutsch etwa »bengalische langsam gegarte Kartoffeln«.
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Die Kernzutaten des angenehm scharfen Eintopfes sind in jedem Discounter zu bekommen: Kartoffeln, Tomaten, Ingwer und Zwiebeln. Schwieriger wird es mit den Gewürzen, die dem Rezept Charakter verleihen. Traditionell wird die Soße mit »Panch Phoron« gemacht, der bengalischen Variante eines Fünf-Gewürze-Pulvers aus Schwarzkümmel, Fenchel, Kreuzkümmel, Bockshornklee und schwarzem Senf.
Gut sortierte Fachgeschäfte haben all das im Angebot, einen Großteil der Gewürze findet man aber auch in handelsüblichem Garam Masala oder Curry-Mischungen. Das ist dann natürlich nicht ganz authentisch, aber wir wollen in dieser Kolumne ja auf den Geldbeutel achten. Das bedeutet manchmal Kompromisse.
Bengalische Kartoffeln sind ein feines Hauptgericht, machen sich aber auch gut als Beilage. Wer eine proteinhaltige Komponente vermisst, kann zu Paneer oder gebratenem Hähnchen greifen, als vegane Alternative bieten sich blanchierte grüne Erbsen oder angebratene Kichererbsen an. Fladenbrote oder ein fruchtiger Salat mit Granatapfeldressing und Nüssen passen ebenfalls dazu.
500 bis 600 g Kartoffeln, geschält
300 bis 400 g Tomaten, idealerweise sehr reif oder aus der Dose
Zwei kleine rote Zwiebeln (etwa 150 g zusammen)
40 g Ingwer, geschält und gehackt
Eine grüne Chilischote, entkernt
Wasser, Öl, Salz
Wichtig: ein Pürierstab oder hitzeresistenter Standmixer
Optional: eine Prise Schwarzkümmelsaat und Petersilie oder Koriander zum Bestreuen
Gewürze:
(Wer nicht all die einzelnen Gewürze anschaffen möchte, kann einfach zwei bis drei Teelöffel fertige Curry-Mischung nehmen. Es ist nicht exakt dasselbe, jedoch sind die meisten Bestandteile bereits drin – und es ist viel günstiger.)
Je ein gestrichener TL Kreuzkümmel und Koriandersaat
Je ein Viertel TL Bockshornklee, dunkle Senf- und Fenchelsaat
Ein gehäufter TL Kurkuma
Eine große Prise indisches Chilipulver oder Cayennepfeffer
Wie lange dauert das? Je nach Größe und Sorte der Kartoffeln bis zu einer Stunde, die meiste Zeit unbeaufsichtigt köchelnd auf dem Herd.
Was kostet das? Mit Gewürzen und Gemüse vom Discounter etwa 3,20 Euro für die verbrauchten Zutaten, macht 1,60 pro Portion. Wer die originale Würzmischung im Fachhandel anschafft, kommt teurer weg.
Die Kartoffeln schälen, in gleich große Stücke schneiden und mit etwas Öl und (falls vorhanden) der Kreuzkümmelsaat in der Pfanne von allen Seiten für ein paar Minuten anbraten, auf mittlerer Hitze. Gelegentlich schütteln. Derweil:
Zwiebeln schälen und grob in Ringe schneiden.
Tomaten waschen und grob vierteln.
Ingwer schälen und grob hacken oder reiben.
Die Chilischote waschen, halbieren, entkernen und dann klein hacken.
Die Kartoffeln aus der Pfanne nehmen und die restlichen Gewürze im heißen Öl kurz anbraten, dann Ingwer, Tomate, Chili und Zwiebel dazugeben. Alles ein paar Minuten anschwitzen lassen, bis die Zwiebeln glasig sind.
Etwa 150 ml Wasser dazu geben und das Gemüse nun pürieren, mit einem Stabmixer oder im Blender.
Die Soße zurück in die Pfanne geben und mit Salz abschmecken, die Kartoffeln hineinlegen und bei aufgelegtem Deckel auf mittlerer Hitze für 20 bis 45 Minuten köcheln lassen. Kleinere Stücke und weich kochende Sorten sind schneller fertig, einfach mal zwischendurch umrühren und probieren. Wird die Soße zu dickflüssig und droht anzubrennen? Dann einfach noch einen Schluck Wasser dazugeben.
Die bengalischen Kartoffeln mit mehr Chili oder mit gehackten Kräutern wie Koriander und Petersilie garnieren, lecker ist auch Schwarzkümmel. Doch auch ohne Deko schmeckt das Gericht lecker und reichhaltig.
Es gibt unzählige Varianten des Gerichts, wie es sich für ein weitverbreitetes, zu Hause gekochtes Essen gehört. Manche nutzen mehr Flüssigkeit, sodass die Kartoffeln in Soße schwimmen. Wer den Geschmack weiter auf die Spitze treiben möchte, kann auch Lorbeerblätter, schwarzen Pfeffer, Nelken, Muskat, Zimt, Kardamom, Knoblauch oder eine Prise Zucker in die Soße geben. Oder wie im Original Senföl zum Anbraten verwenden. Ich habe all das aus Kostengründen heute weggelassen – und trotzdem zwei Stunden nach dem Essen noch immer ein wohlig-warmes Bitzeln auf der Zunge.
Lassen Sie es sich schmecken!
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2025-06-11T04:58:34Z