SO BILLIG IST DAS ESSEN WIRKLICH: TRICKS DER ASIA-RESTAURANTS

Im Asia-Restaurant schmeckt's uns - besonders beim All-You-Can-Eat Buffet schlagen Gäste gerne zu. Doch die wenigsten wissen: Eine knusprige Frühlingsrolle kostet im Einkauf gerade mal 9 Cent. Auch bei anderen Gerichten wird getrickst.

Wer sich den Magen so richtig vollschlagen will, geht zum All-You-Can-Buffet ins China-Restaurant. Von Frühlingsrollen über gebratene Nudeln bis hin zur Peking-Ente stapeln sich die Gerichte in den Metallwannen.
Die Deutschen lieben viel Essen für wenig Geld. Gerade in Inflationszeiten: 62 Prozent sparen laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) aus dem Jahr 2022 beim Essengehen. Asiatische Restaurants scheinen da ein Segen. Ab 12,90 Euro kann sich der Kunde vom All-You-Can-Eat-Buffet bedienen. Im Imbiss gibt es eine Nudelbox für unter zehn Euro.
Der deutsche Fernsehkoch und Lebensmittel-Experte Sebastian Lege hat sich das Essen in Asia-Restaurants für ein Fernsehformat des ZDF vor einiger Zeit genauer angesehen. Mit erschreckendem Ergebnis: Viele Gerichte enthielten Unmengen an Zusatzstoffen oder billige Zutaten.
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Krabbenchips und Frühlingsrollen: Massenware kostet im Einkauf wenige Cents

Bestes Beispiel: Die weißen, knusprigen Krabbenchips. Sie werden oft als Vorspeise oder kleiner Snack zum Hauptgericht serviert. Das Krabbenaroma entsteht nicht durch echte Krabben, sondern durch Bestandteile ihrer Schalen, die klein gemahlen im Chip landen.
Ansonsten sind drin: Stärke, Glutamat, Salz und Gewürze. Die Chips kommen klein im Restaurant an und verdoppeln ihre Größe, wenn sie in die Fritteuse geworfen werden. Ein außergewöhnlicher Snack, der beim Einkauf gerade einmal 3,7 Cent pro Stück kostet.
Lege bestellte außerdem Frühlingsrollen bei zehn verschiedenen Restaurants und stellte fest: Alle sahen gleich aus, Länge und Füllung waren identisch. Sein Fazit: Wer sich im Imbiss oder beim Asia-Buffet für Frühlingsrollen entscheidet, erhält fast überall das gleiche Fertigprodukt.
Ein Besuch im Großhandelsmarkt Metro zeigt: Beim Großeinkauf kostet eine tiefgefrorene Frühlingsrolle aufs Stück heruntergerechnet gerade einmal 9 Cent. Wenn eine Portion Frühlingsrollen mit fünf Stück im Restaurant für 3,90 Euro angeboten wird, macht der Gastronom mehr als 700 Prozent Gewinn.
Immerhin: Die Frühlingsrollen werden tatsächlich aus China importiert, wo sie in Massen in Fabriken für Exporte in die ganze Welt hergestellt werden. Das ZDF erklärt, dass chinesische Arbeiter die Rollen per Hand machen – genormt, immer gleich und auf Niedriglohnbasis.
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In der Sendung heißt es außerdem, dass asiatische Restaurants oft billiges und qualitativ minderwertiges Fleisch für die Gerichte verwenden. Das sei besonders günstig im Einkauf. Ob das stimmt, bleibt für Kunden oft ein Rätsel.
Denn sie haben in Deutschland kaum Möglichkeiten, festzustellen, woher das Fleisch im Restaurant kommt und unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten werden. Das bestätigt die Verbraucherzentrale Berlin auf Nachfrage von CHIP.
Es ist ein allgemeines Problem. Eine Kennzeichnungspflicht gibt es in Deutschland nur für unverarbeitetes Fleisch und Hackfleisch. Judith Schryro kritisiert das. Sie arbeitet bei der Verbraucherzentrale Berlin als Expertin im Bereich Ernährung und Lebensmittel.
"Die Kennzeichnungspflicht von Fleisch ist in Deutschland noch sehr lückenhaft. Hier fehlt eine EU-weite verbindliche Kennzeichnungsregelung, die Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr Transparenz bei der Speisenauswahl im Restaurant liefert", sagt sie im Gespräch mit CHIP.
Um sich zu informieren, können Kunden lediglich im Restaurant nachfragen, woher das Fleisch kommt. "Sie können dann nur darauf hoffen, dass das Restaurantpersonal ihre Frage beantworten kann und sie auch eine ehrliche Antwort erhalten", so Schryro.
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Die Tricks: Billige Bestandteile im Essen und Fertigsoßen

Fernsehkoch Lege beschäftigt sich in der ZDF-Dokumentation auch mit der Zusammensetzung einzelner Gerichte. Bei Nudelboxen zum Beispiel wird ihm zufolge an teuren Zutaten gespart.
In einer knapp 500 Gramm schweren Box stecken im Durchschnitt gerade einmal 80 Gramm Hühnchen – inklusive frittiertem Backteig. Dann sind da noch circa zehn Gramm Möhren, zehn Gramm Lauch und 31 Gramm Sojasprossen. Der Rest, also circa 350 Gramm, besteht aus Nudeln.
Die beliebte süße Chili-Soße enttarnt der Fernsehkoch als "aromatisierte Wassersoße mit Chili-Geschmack", denn sie besteht zum Großteil aus Wasser und Zucker. Außerdem stecken noch Aroma Chili, Knoblauch, Salz, Säureregulatur und Bindemittel in dem beliebten Dip, der auf vielen asiatischen Gerichten landet.
Als Hinweis gibt Lege noch mit, dass Gäste bei mehr als 30 Produkten auf der Speisekarte mit Fertigprodukten rechnen sollten. Das ist auch ein Grund, weshalb das Essen chinesischen Restaurants so günstig ist: Sie kommen mit sehr wenig Personal aus.
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Glutamat im Essen: Ist das gefährlich?

Immer wieder geht es im ZDF-Beitrag auch um den Geschmacksverstärker Glutamat. Aber was ist das eigentlich? Und ist der Verzehr von Glutamat schädlich? Im Grunde: Nein. Glutamat kommt in vielen Lebensmitteln vor, zum Beispiel in Käse oder Tomaten.
Oft steht Glutamat als künstlich hergestellter Geschmacksverstärker in der Kritik. Dabei handelt es sich um einen Zusatzstoff, der EU-weit zugelassen ist und häufig verwendet wird, um den Geschmack eines Lebensmittels zu intensivieren. Erkennen lässt er sich an Bezeichnungen wie E620-625.
Die Verbraucherzentrale gibt Entwarnung: "Bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung ist bei gesunden Menschen kein schädigender Einfluss von glutamathaltigen Speisen - wie sie teilweise in Restaurants angeboten werden - zu erwarten."
Glutamat steckt in vielen asiatischen Gerichten wie zum Beispiel Frühlingsrollen. Im Tiefkühlprodukt aus dem Großhandelsmarkt ist der Geschmacksverstärker E621 enthalten. Der Begriff "China-Restaurant-Syndrom" ist ein inoffizieller Begriff für eine Unverträglichkeit dieses Zusatzstoffes.
"Einige Menschen reagieren sehr sensibel auf Glutamat und spüren nach dem Verzehr von glutamathaltigen Speisen ein Kribbeln sowie ein Hitze- und Engegefühl im Hals", bestätigt uns Expertin Schryro. Speziell Mononatriumglutamat (E621) wird mit solchen Unverträglichkeiten in Verbindung gebracht.
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Frittiertes Essen: So ungesund ist es tatsächlich

Betroffene sollten versuchen, diese Gerichte zu meiden. Das ist machbar: Wenn bei der Zubereitung von Speisen im Restaurant der Geschmacksverstärker Glutamat verwendet wird, muss das laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung ausgewiesen werden.
Bedenklicher ist, dass ein Großteil der Lebensmittel aus chinesischen Restaurants frittiert wird. Schryro sagt: "Beim Frittieren entstehen durch das hohe Erhitzen von Fetten sogenannte Transfette, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen."
Doch es gibt noch andere Risiken. "Beim Frittieren von stärkehaltigen Lebensmitteln wie beispielsweise Kartoffeln kommt es auch zur Bildung von Acrylamid, einer chemischen Verbindung, die als Nebenprodukt beim Bräunungsprozess entsteht und als krebserregend eingestuft wurde", so die Expertin. Es ist empfehlenswert, schwarze, verbrannte Stellen an stärkehaltigen Lebensmitteln zu entfernen.
Erwachsene sollten zudem nicht mehr als 30 Prozent der täglichen Energie in Form von Fett aufnehmen, das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Da frittiertes Essen sehr fettreich ist, kann das zu einer Gewichtszunahme führen.

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